Heimat ist kein Ort - Heimat ist ein Gefühl


Häusergeschichten 1731 (von Karola Hankel-Kühn)

Die Einwohner Stotternheims im Jahre 1731 und wo sie wohnten:
Haben Sie auch schon einmal darüber nachgedacht wer vor 100, 200 oder gar 300 Jahren in ihrem Haus bzw. in einem Haus auf ihrem heutigen Grundstück wohnte? Was waren das für Menschen und was waren das für Häuser? Anhand einer Einwohnerliste aus dem Jahre 1731, die anlässlich der Aufsetzung des Turmknopfs auf den neuerbauten Kirchturm geschrieben wurde ist nachvollziehbar, wer wo wohnte.

Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es zwar Straßennamen, aber die Häuser waren von Nummer 1 bis über 300 der Reihe nach durchnummeriert. Denkbar wäre, dass 1731 das Haus das die Nummer 1 trug das Pfarrerhaus sein würde, doch so war es nicht. Zwar gehörte der Pfarrer neben dem Landvogt bzw. dem späteren Bürgermeister zu den wichtigste Männern des Dorfes, doch das Haus Nummer 1 war das Gasthaus. Dessen besondere Bedeutung zeigt sich darin, dass im 19. Jh. sogar das wichtige Kirchweihfest um eine Woche verschoben wurde, da die Renouvierungsarbeiten des Gasthauses noch nicht abgeschlossen waren. Die angegebenen und vor die Namen gestellte Zahlen entsprechen den heutigen Hausnummern!

Karlsplatz:
5 - heutige linke Haushälfte war in der Liste von 1731 das erste erwähnte Haus -Gastwirt Hans Heinrich Braun

Sackgasse:
1 – Heinrich Egidius Straube, erbaute 1713 das Haus
2 – Hans Thomas Voigtritter
3 – Hans Franz Kämpfe
4 – Lorenz Pein und sein Sohn Just Heinrich Pein
5 – Grundstück bestand 1731 noch aus zwei eigenständigen Grundstücken

  • (rechte Grundstücksseite) – Joachim Winkel
  • (linke Grundstücksseite) – Schmiedemeister Elias Federwisch

6 – Nicolaus Thiele
7 – Hans Karst
8 – David Lange
9 – Christoph Poßleb
10 – Hans Michael Friedrich

Karlsplatz:
4 – Caspar Schaar – Fleischermeister und Gastwirt

Sackgasse:
30 - Hans Engel, Christian Engel, Peter Engel, Heinrich Engel; das Grundstück gehörte bereits 1650 der Familie Engel
29 – Christoph Backhaus
28 – Christoph Intrau
xx – zwischen den Grundstücken 28 und 27 befand sich bis 1634 ein weiteres Grundstück. Der Eigentümer hatte noch kurz zuvor ein Darlehn über 70 Gulden aufgenommen. Um 1634 wurden die Gebäude dieses Grundstücks kriegsbedingt zerstört. Noch 1679 lag das Grundstück „wüst". 1679 kaufte es Cyriax Möller, der Eigentümer des Grundstücks 27.
27 – Michael Möller, Hans Heinrich Steinmetz – Schwiegersohn des Cyriax Möller
26 – Hans Georg Forberg
25 – Hans Baltasar Röllstedt24 – Hans Peter Grünewald
23 – Hans Bernhard Brüheim
22 – Nicolaus Bachmann, Severy Seidler. Das Grundstück gehörte bereits 1635 der Familie Bachmann und geht auf die Nachfahren des vormaligen Pfarrers Krausenbach zurück.
21 – Hans Heinrich Janson
20 – Hans Nicolaus Büßer
17 – GUT des Nicolaus Jünge
xx – zwischen beiden Grundstück lag über der Nr. 16 ein weiteres kleines Grundstück bis 1847. Nach einer totalen Zerstörung bei einem Brand gab der Besitzer Michael Heinrich Schmidt das wüste Grundstück auf und wanderte nach Amerika aus. 1731 gehörte es Jacob Stade.
16 – Zacharias Röllstedt
15 – bestand aus zwei eigenständigen Grundstücken

  • (linke Seite) – Michael Ernst
  • (rechte Seite) – Heinrich Lange

14 – Hans Adam Möller, vormals gehörte es dem Landvogt Heinrich Egidius Macke

Borngasse:

13 – Christoph Gelhaar
12 – altes Freigut der Familien Sömmering, Braun, Schorch, zuletzt Linse. Nach dem Tod von Tobias Braun, dem letzten ständigen Bewohner, wurde das Gut durch Schorch verpachtet. Erst Pächter Linse wohnte wieder ständig hier.
13 – Georg Heinrich Hagen, Just Heinrich Hagen

Mittelgasse:

1 – Matthes Buschmann
2 – Michael Winkel - Fleischermeister
3 – Kord Hanhsen, kein gebürtiger Stotternheimer, vermutlich Pächter des hier befindlichen Gasthauses
4 – Hans David Lotze, Andreas Lotze, Paul Friedrich Steidel
5 – Hans Adam Jacobi, Tobias Baumgarten, Ludwig Spittel – alle drei miteinander verwandt.
6 – Nicolaus Wadel
7 – Matthes Mey
8 – ?
9 – Hans Andreas Weimar - Schmiedemeister. Geburtsgrundstück des Georg Peter Weimar
10 – Jeremias Winzer
11 – ?
12 – ?
13 – Hans Jacob Haun
14 – Hans Nicolaus Möller - Beyzapfer (Bierausschank ohne Gaststube)
15 – Hans David Wadel, Hans Wadel
16 – Heinrich Saltermann
17 – Georg Heinrich Federwisch, vor diesem Haus befand sich ein Dorfbrunnen, der „Hipchesborn“ genannt wurde

Karlsplatz:

5 (rechte Haushälfte) – Peter Winkel; hier brach 1791 ein Feuer aus, dass 73 Wohnhäuser niederbrannte. 1856 kam es zu einem erneuten Brand, 1857 werden die  auf dem Grundstück befindlichen Gebäude abgerissen und der Bereich zur Vergrößerung der Gemeindeschenke verwendet.
6/7 - Paul Frenzel, Christoph Frenzel

Riethgasse:

25 – Georg Heinrich Kornmaul, das Grundstück gehörte bereits 1650 der Familie Kornmaul
24 – Hans Heinrich Meißner
23 – ?
22 – Hans Georg Ritter
21 – Georg Peter Weimar sen.
20 – Paul Mohnsame
19 – Elias Lange – Barbier/Chirurg

Gasse zur Mittelgasse:

Sie war bis ins 19. Jahrhundert nur eine Wagenspur breit und erhielt erst nach Abriss des (nachfolgend erwähnten) Hauses die heutige Straßenbreite

Untertors:
Xx - Hans Heinrich Haun, das Grundstück befand sich im Bereich der heutigen

Gasse:
Xx - Andreas König
12 – Hans Wolf Gelhaar
11 – David Winzer
10 – Paul Federwisch, das Grundstück war bereits 1629 im Besitz der Familie Federwisch
9 – Georg Brüheim, Nicolaus Brüheim
8 – Daniel Schmidt Nödaer Straße (Dorf auswärts):
10 – Carl Zugreif
9 – Christian Haake
8 – Mühle

Nödaer Straße (Dorf einwärts):

3 – Elias Mohnsame
2 – Christoph Böhme
1 – Andreas Rath

Untertor:

7 – Georg Heinrich Möller
6 – Heinrich Ritter
5 – Andreas Möller
4 – Hans Findeisen
3 – Hans Heinrich Weber
2 – Andreas Poßleb
1 – Conrad Weimar

Riethgasse:

18 – Joachim Andreas Schröder, Witwe Möller, Bartholomäus Schröder
17 – Georg Adam Henffler
16 – Gottfried Kämpfe
15 – Joachim Heinrich Voigtritter
14 bis 10 – Häuser gab es noch nicht, Grundstücke gehörten zum Rittergut
Riethgasse 9
7 – Balthasar Brüheim
6 – Hans Georg Böckner
5 – Georg Peetz
4 – Tobias Möller
3 – Freigut der Familie Glendenberg
2 – Nicolaus Tonne
1 – Hans Bachmann

Karlsplatz:

8 – Hans Matthes Zacher
9 – Christoph Gelhaar

Herrengasse (Schwanseer Straße):

37 – Christoph Miethe
36 – Rudolph Litzerodt
xx – Christoph Möller, Conrad Möller, zuletzt alte Schmiede

Gässchen:

35 – Georg Heinrich Sippe
34 – Hans Paul Haun
33 – Hans Federwisch
32 – Christian Baltzer
31 – Simon Zorn
30 – Jacob Mühlberg
29 – Hans Wilhelm Schäfer
28 – Georg Engel
27 – Friedrich Reichetanz
26 – Peter Christmann
25 – Jacob Walter
24 – Nicolaus Pokel, Joh. Heinrich Pokel
23 – Lorenz Graps
22 – Hans Liebetrau
21 – Michael Schmidt
20 – Christoph Mühlberg/Möllberg
19 – Witwe Anna Marie Ritze; während ihrer Ehe wohnte sie in Erfurt und zog erst nach dem Tod ihres Mannes nach Sth., ihr jüngster Sohn wurde 4 Stunden nach dem Tod des Vaters geboren
18 – Hans Ritter
17 – noch kein bebautes Grundstück vorhanden
16 – Nicolaus Köhler, Catharina Beyerin (eventuell die Magd)
15 – Andreas Gottfried Otto, Witwe Voigtritter
14 – Hans Heinrich Mund
13 – Georg Ritter, befand sich bereits 1600 im Besitz der Familie Ritter
12 – Michael Karst sen. – Beyzapfer; Witwe Martha Catharina Kästner – Tochter des Michael Karst sen.
11 – Hans Beyer
10 – Thomas Eger, Martin Eger
9 – Witwe Maria Dunger geb. Wadel
8 – Herr Johann Keil - unklar um wen es sich handelt
7 – Martin Hornung
6 – Hans Georg Litzerodt
5 – Georg Peter Christmann, Schwiegervater Thomas Walther
4 – Jacob Jacobi
3 – Witwe Martha Miethe geb. Ritter
2 – Zacharias Pokel, Schwiegermutter Witwe Lange
1 – Kilian Lotze - Schmiedemeister, Georg Lotze – Schmiedemeister. Vor diesem Hauses standen 1729/31 die während des Kirchturmbaus abgenommenen Glocken Karlsplatz (1731 Auf dem Plan)
10 – Michael Laun
11 – Christoph Bachmann; Simon Intrau
12 – Heinrich Möller; 1789 setzt ein Blitz das Haus in Brand. Um ein Übergreifen zu vermeiden, wurde es in Eile niedergerissen. Den Wiederaufbau zahlte die Gemeinde.
13 – bestand noch aus zwei separaten Grundstücken

  • (linke Hälfte) – Joh. Joachim Krause
  • (rechte Hälfte) – Valten Machlett

14 Friedrich Böhme
15 Hans Veit Thiele
16 Siedelhof
17 bis 21 noch keine Häuser vorhanden
22 Simon Winkel
23 Nicolaus Irrgang, Schwiegersohn Nicolaus Schröder
24 Jacob Schmidt
25 – Witwe Martha Elisabeth Haun; Witwe Maria Haun
xx – Hans Heinrich Schröder; vor 1830 abgerissen, seither Teil des Grundstückes Erfurter Landstraße 97
xx – Hirtenhaus, vor 1830 abgerissen, seither Teil des Grundstückes Erfurter Landstraße 97

OBERTOR:

Karlsplatz (1731 Auf dem Anger)
Xx – Joel Wegfraß, das kleine Grundstück befand sich auf dem heutigen Fußweg; 1536 ein Gasthaus
Xx – Alexander Baumgarten, befand sich im Bereich des heutigen Fußwegs und Treppenbereich des Gemeindehauses, 1587 setzte der Eigentümer das Haus in absichtlich in Brand und wurde dafür hingerichtet
Xx - Caspar Schmöger, befand sich unter dem heutigen Gemeindehaus und in dessen Hof.
Xx – Mädchenschule mit Lehrerwohnung, befand sich im Gemeindehofbereich an die Friedhofsmauer angrenzend.
Diese drei Häuser befanden sich im Bereich des heutigen Fußweges und der Grünanlage vor dem Wohnblock Karlsplatz 2, unter diesem Wohnblock befand sich 1731 eine schmale Gasse.
Xx – Paul Engel
Xx - Witwe Völker mit ihrem Sohn Adam – Hirte/Gehilfe des Schäfers
Xx - Lorenz Grün - Dorfschäfermeister

Postkarte Stotternheim Postkarte Stotternheim

Vor dem Pfarrhaus in Richtung Karlsplatz stand die alte „Knabenschule" mit Lehrerwohnung. 1756 wurde sie neu gebaut und 1967/68 abgerissen. Auf alten Postkarten noch ersichtlich!