Heimat ist kein Ort - Heimat ist ein Gefühl

Die alte Schmiede in der Schwanseer Straße
(Karola Hankel-Kühn)

Wenn die Grundschulkinder bis Anfang der 1970er Jahre von ihrer damaligen Schule im alten Schloß (Karlsplatz 17) zum Mittagessen in die LPG-Küche (Riethgasse 9) laufen mussten, kamen sie auf dem Weg zum Gäßchen, durch das hintenherum das LPG-Gelände erreichbar war, auch an der alten Schmiede in der Schwanseer Straße vorbei. Meist stand das Rolltor offen, so dass sie neugierige Blicke hineinwarfen. Ab und zu stand auch noch ein Pferd davor und den Hortnerinnen kostete es Mühe, die Kinder zum Weitergehen zu bewegen. Die Gelegenheit zuzusehen, wie ein Pferd neue Hufeisen bekam, war bereits in dieser Zeit eine Seltenheit.

Die alte Schmiede wurde bis nach 1950 noch unter der eigenen Hausnummer 36 geführt, so dass die Schwanseer Straße 38 Häuser hatte und nicht 37, wie aktuell.

Bis 1936 führte das Grundstück die Anschrift Herrengasse 103, dann bis 1945
Walter-Darre-Str. 36 und nach der Umbenennung nach Ende des 2. Weltkrieges Schwanseer Straße 36 bis es komplett seine eigene Benennung verlor.

Schmiede

Wie ein Großteil des Dorfzentrums brannten auch die Gebäude – Wohnhaus, Stall- und Scheunenanlage - auf diesem Grundstück am 10. Februar 1791 nieder und wurden in den folgenden Jahren durch Georg Heinrich Büßer (*1753 +1835) neu aufgebaut. Sein Sohn Jacob (*1793) bewohnte es bis zu seiner Auswanderung nach Amerika im April 1856, wo er nach 1871 in Sheboygan verstarb.

Danach befand sich das Anwesen für einige Jahre im Eigentum der Familie Sippe bis es durch den Schmiedemeister Otto Kranich gekauft wurde. Erst er baute das große Wohnhaus Anfang des 20. Jahrhunderts zur Schmiede um. Sein Schwiegersohn Fritz Baumbach, ebenfalls Huf- und Nagelschmied, übernahm Anfang der 1940er Jahre die Schmiede. Mitte des 20. Jahrhunderts änderten sich die Schmiedearbeiten, vorallem mit dem Niedergang der privaten Landwirtschaft durch die Gründung der LPG und damit verbundenen Zwangskollektivierung. Wo es keine privaten Felder mehr gab, wurden auch keine Pferde mehr benötigt. Das Beschlagen mit Hufeisen ging zurück und die Arbeiten konzentrierten sich auf Metallgeräte für Haus und Hof, meist Reparaturen dieser.

Mit Fritz Baumbachs Tod, Mitte der 1970er Jahre, endete auch die Schmiedewerkstatt und das Gebäude steht seither ungenutzt.