Die Schlacht bei Wörth (von Karola Hankel-Kühn)
Die Musketiere aus Stotternheim im Jahre 1870:
Ein Sommertag im Juli 2005, über den Wiesen und erntereifen Feldern nahe des elsässischen Städtchens Wörth flimmert die Mittagshitze. Irgendwo tuckert ein Traktor, in den Bäumen zwitschern Vögel und Bienen summen von Blüte zu Blüte. Alles strahlt Frieden aus …
Fast auf den Tag genau, vor 135 Jahren, erklärte Frankreich Preußen und damit dem Nordischen Bund den Krieg und schon wenige Tage später fand genau an dieser Stelle, nahe Wörths, eine der blutigsten Schlachten des Krieges 1870/71 statt. Der Grund für diesen Krieg lag in einem Streit beider Länder um die Nachfolge Leopold von Hohenzollern-Sigmaringens als König auf den spanischen Thron.
Das Wörther Schloßmuseum widmet sich ausschließlich und umfangreich der Schlacht vom
6. August 1870. Die Räume sind gefüllt mit Fundstücken wie Waffen, Gewehr- und Kanonenkugeln – die im Laufe der Zeit beim Pflügen auf dem Schlachtfeld geborgen wurden, aber auch Uniformen und anderen Ausrüstungsgegenständen der Soldaten, sowie historischen Postkarten.
Ein großes Diorama mit 4.000 Zinnfiguren vermittelt in anschaulichen Szenen das Geschehen jenes bedeutenden Tages im August 1870.
Von den 22 jungen Männern aus Stotternheim, die zum Militärdienst einberufen wurden, nahmen 10 als Musketiere und Infanteristen des 5. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 94 (Großherzog von Sachsen) an der Schlacht in Wörth teil:
Karl Heinrich Salomo aus Alperstedt
*21.10.1847
1873 nach Amerika ausgewandert
Joh. Bernhard Blankenburg
*9.3.1847 +6.5.1873
1861 Klassenbester
Wohnte Haus Nr. 66 (Riethgasse)
Verheiratet mit Minna Schmidt
wurde in der Schlacht im Gesicht verwundet
Heinrich Wilhelm Haun
Zimmermann
*8.1.1844 +1913
1858 Klassenbester
Wohnte Haus Nr. 246 (Goethestraße)
1868 Eheschließung mit Emilie Louise Karst
in der Schlacht verwundet
Karl Hermann Friedrich Haun
*5.10.1845 +1872 in Folge des Krieges
Heinrich August Karst
*3.10.1847 +4.6.1871
„Wurde in der Schlacht am Arm verletzt und starb auf dem Rückmarsch am 4.6.1871"(Dorfchronik)
Hermann Louis Mohnsame
*18.11.1849 +
„wurde in der Schlacht verwundet, erhielt die Kriegsmedaille mit 2 Schwertern" (Dorfchronik)
1872 - Eheschließung mit Natalie Müller
Richard Louis Otto
*14.4.1849 +
Wohnte im Haus Nr. 56
1874 – Eheschließung mit Dorothea Wilhelmine Schmidt aus Mittelhausen
Heinrich Emil Schmeißer
*16.6.1844 +1926
Fleischrmeister und Gastwirt
Wohnte im Haus Nr. 147 (Schwanseer Str.), später Haus Nr. 49 (Mittelgasse)
War auch an Kämpfen vor Paris beteiligt
1874 – Eheschließung mit Anna Friedericke Karoline Lusche aus Mönchenholzhausen
Heinrich Wilhelm Wenzel
*25.5.1849 +in Erfurt
Verheiratet mit Maria Louise Wadel und ab 1884 mit Therese Rasch
Heinrich Louis Zacher
*18.3.1845 +1932
„erhielt das eiserne Kreuz“ (Dorfchronik)
Wohnte Haus Nr. 120 (Schwanseer Str.), später 111 (ebenfalls Schwanseer Str.)
1872 – Eheschließung mit Karoline Buschmann
Die „94er" bestanden aus 3 Bataillonen (Eisenach, Jena und Weimar). Während der Schlacht waren sie der 22. Division im 11. Armeekorps General Bose’s im linken Flügel unterstellt. Sie erlitten schwere Verluste.
75.000 deutsche und ca. 45.000 französische Soldaten standen sich auf dem Wörther Schlachtfeld gegenüber. Fast 10.000 deutsche und über 12.000 französische Männer kamen dabei ums Leben.
Im Nachhinein wurden an Offiziere und Soldaten des 94. Regiments 9 Eiserne Kreuze 1. Klasse und 319 Eiserne Kreuze 2. Klasse verliehen, eines davon auch an den Stotternheimer Musketier Heinrich Louis Zacher.
Ein schmaler Weg führt, von Wörth nach Elsasshausen, mitten über das historische Schlachtfeld, der hauptsächlich von Bauern und ab und zu deutsche und französische Geschichtsinteressierte und Ahnenforscher genutzt wird.
Entlang dieses Weges stehen insgesamt 83 Gedenksteine an Einzel- und Massengräbern, sowie Monumente der Regimenter, die am 6. August 1870 beteiligt waren. Eines dafür ist auch dem 5. Thüringischen Infanterieregiment Nr. 94 gewidmet.
Eine Postkarte im Wörther Schloßmuseum erinnert an die Errichtung dieses Denkmals. 16 Pferde waren nötig, um diesen gewaltigen Stein an seinen Bestimmungsort auf das historische Schlachtfeld zu transportieren.